Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung (Alliance Ruptures)

Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung ereignen sich zwangsläufig. Hierfür stehen unterschiedliche Begriffe, wie Übertragungs- Gegenübertragungsverwicklungen, Enactments oder Alliance Ruptures. Bei einer gelingenden Auflösung bieten sie die Chance für eine korrektive emotionale Erfahrung und Therapiefortschritte. Oft gelingt es uns im Therapiealltag jedoch nicht ausreichend, konstruktiv mit solchen Herausforderungen umzugehen. In diesem Fall ist das Risiko für vorzeitige Therapieabbrüche und schlechte Therapieergebnisse hoch. Innerhalb dieses Themenbereichs untersuchen wir Fragestellungen, wie z.B.:

  • Was sind häufige Themen, die Spannungen und Krisen zugrunde liegen?
  • Was tragen wir zum Entstehen von Spannungen und Krisen bei und wie gehen sie damit um?
  • Welche Rolle spielen unsere eigenen biographischen Themen?
  • Wie lässt sich der Umgang mit Spannungen und Krisen trainieren?

All dies betrachten wir im Rahmen qualitativer und quantitativer Forschungen. Unsere aktuellen Arbeitsgruppen:

  • Doing rupture. Die intersubjektive Dynamik von Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung
  • Chancen und Sackgassen. Psychodynamische Techniken in Therapiesitzungen mit gelösten und ungelösten Spannungen und Krisen
  • Allianzfokussiertes Training (AFT) als integratives Konzept zur Verbesserung des therapeutischen Umgangs mit Spannungen und Krisen („Alliance ruptures“) in der Therapiebeziehung

Weitere aktuelle Informationen zu diesen Forschungen und unseren gegenwärtigen Arbeitsgruppen finden Sie hier.

Zu aktuellen Publikationen meiner Arbeitsgruppen geht es hier entlang.

Therapeutische Kompetenzen und interpersonelle Fähigkeiten

Therapeutinnen und Therapeuten sind unterschiedlich wirksam. Sie unterscheiden sich hinsichtlich der mittleren Therapieergebnisse, der Wahrscheinlichkeit von Therapieabbrüchen oder der grundlegenden Fähigkeit, eine gute therapeutische Beziehung herzustellen. Was liegt dem zugrunde? Bislang vorliegende empirische Studien sprechen dafür, dass es entscheidend ist, wie gut es uns gelingt, mit feindseligen Interaktionen (mit Spannungen und Krisen in der Therapiebeziehung  hier mehr dazu  Link) umzugehen. Eine große Rolle scheinen auch die interpersonellen Fähigkeiten zu spielen, d.h. inwieweit wir generell auf ein bestimmtes Maß an Fähigkeiten, wie z.B. Empathie, Emotionsausdruck, Wärme, zurückgreifen können.

Wir entwickelten eine deutsche Version des Facilitative-Interpersonal-Skills-Test (FIS, Anderson et al. 2009; Gumz et al., 2020). In diesem Test reagieren Therapeutinnen und Therapeuten verbal auf herausfordernde Äußerungen von Patientinnen und Patienten (Videoclips).

Damit unsere Testungen und Datenerhebungen bequem online möglich sind, haben wir die Plattform www.therapy-lab.de entwickelt.

Wir befassen uns damit, wie sich interpersonelle Fähigkeiten messen und trainieren lassen, wie Kontakt individuelle Persönlichkeitsmerkmale und biograpische Erfahrungen mit den interpersonellen Fähigkeiten zusammenhängen, inwieweit Therapeuten zur Selbstüberschätzung ihrer interpersonellen Fähigkeiten neigen und durch welche sprachlichen und stimmlichen Merkmale hohe interpersonelle Fähigkeiten gekennzeichnet sind.

Wirkfaktoren, Mechanismen und Mediatoren der Veränderung in Psychotherapien

Ein wichtiges Anliegen der Psychotherapieforschung ist es, die differentielle Bedeutung übergreifender und spezifischer Wirkfaktoren der Psychotherapie genauer zu verstehen. In Kooperation mit 14 Ausbildungsinstituten beschäftigen wir uns in qualitativen und quantitativen Studien mit der Frage, wie (über welche Mediatoren oder Wirkprinzipien) das Miteinander-Reden zu Veränderungen in Psychotherapien und Selbsterfahrungen führt, inwieweit es verfahrensspezifische Unterschiede gibt und wie die Wirkfaktoren mit relevanten Prozessmerkmalen und dem Therapieergebnis in den unterschiedlichen therapeutischen Verfahren zusammenhängen.

Rolle der Sprache und Stimme in Psychotherapien

Die Sprache ist unser Werkzeug. Sprachliche Äußerungen oder verbale Techniken sind ein zentrales Medium in Psychotherapien. Auf der sprachlichen Oberfläche wird sichtbar, wie sich die Interaktion entfaltet und sich Inhalte, Emotionen und Beziehungen verändern.

Verbale und nonverbale Inhalte sind eng verflochten. Sie stehen in komplexer Wechselwirkung und beeinflussen die therapeutische Beziehung und den therapeutischen Fortschritt. Wie etwas gesagt wird, wirkt stets parallel zu dem, was gesagt wird. Im nonverbalen Ausdruck wird die Interaktion zwischen Körper und psychischen Prozessen, das Embodiment, deutlich. Zu den nonverbalen Faktoren gehören Mimik, Gestik, Blickverhalten, Körperhaltung und auch stimmliche und paraverbale Aspekte wie Tonhöhe, Sprechgeschwindigkeit, Lautstärke oder vokale Energie. 

Nonverbale Faktoren haben einen entscheidenden Anteil daran, dass frühere Beziehungskonflikte in aktuellen Beziehungen über unbewusste Prozesse aktualisiert werden. Das, was sich nonverbal zeigt, kann wichtige Hinweise geben auf Spannungen und Krisen in der therapeutischen Beziehung.

In unseren Forschungen zu diesem Thema befassen wir uns beispielsweise damit, wie wir als Therapeutinnen und Therapeuten über die Rolle der eigenen Stimme in der Psychotherapie reflektieren, wie sprachliche und paraverbale Merkmale von Äußerungen mit interpersonellen Fähigkeiten zusammenhängen, oder wie bestimmte verbale Techniken mit der Auflösung von Spannungen und Krisen in Therapiesitzungen assoziiert sind.